Donnerstag, 7. Februar 2013

Umfragetief

Donnerstag, der Tag vor Freitag, der wiederum der Tag vor Samstag ist ... Donnerstag ... besser bekannt als der Tiefpunkt der Woche.

Grund: Jeden (verdammten) Samstag erscheint in unserem Lokalblatt eine Umfrage, in der die Leute auf der Straße ihre Meinung zu einem aktuellen Thema wohl eher notgedrungen von sich geben. Freitagmorgen soll die Umfrage bereits fertig sein, damit der Chef sie bequem ins Blatt heben kann. Heißt: Spätestens Donnerstag geht es los. Umfragen müssen bei den meisten Lokalzeitungen meistens die Praktikanten machen. Das hat einen einfachen Grund: Umfragen sind blöd!

Die Redaktion ist blöderweise schon seit Monaten nicht in Besitz eines Praktikanten. So muss sich Woche für Woche einer opfern und los. Die Zeitung hat drei Kleinstädte im Verbreitungsgebiet, zwei der fünf gewollten Stimmen müssen aus meiner Stadt kommen. Ich opferte mich mit Blick auf das scheinbar einfache Thema "Erinnern Sie sich noch an die Faschingskostüme Ihrer Vergangenheit, als was sind Sie am liebsten zum Karneval gegangen?" großzügig. Ich bereute es bitter. Grund: Grundsätzlich falsche Herangehensweise!
  • Der Umfragende sollte nicht kränkeln, blass und augenberingt, weil übermüdet sein. Zudem sollte der Umfragende nicht dick in schwarzen Schal und schwarze Mütze auf schwarzem Mantel gepackt sein. Der Tod auf Latschen macht den Menschen einfach Angst, mit dem reden sie nicht.
  • Der Umfragende sollte auch nicht wie zitterndes Laub auf der Straße stehen und in der Nähe von Supermärkten rumlungern, wo er sich verzweifelt an einem Coffee to go festhält. Wer aussieht wie ein Junkie, der im besten Fall schon auf Entzug ist, ist auch kein vertrauenswürdiger Gesprächspartner.
  • Der Umfragende sollte auch nach dem fünften Korb nicht dazu übergehen, die Leute mit leicht verfinstertem Frustrationsblick eilig von der Seite anzusprechen und dabei kaum mehr ein "Guten Tag" über die Lippen bringen. Menschen mögen Höflichkeit.
Nach dem sechsten Korb hatte ich das Glück, einen Bekannten meines Großvaters zu erspähen und konnte ihm mit Mitleidsbonus doch etwas entlocken. Während ich mit dem Mann (zum Fasching am liebsten Seemann) vor dem Bäcker stand, ging mir zudem noch eine ihm flüchtig bekannte lustige Witwe (zu Lebzeiten des Gatten zum Fasching am liebsten als Paar aus Indianer und Squaw) ins Netz.

Umfrage im Kasten! Bilanz der ganzen Aktion: locker 30 Minuten in der Kälte, Laune am Gefrierpunkt angelangt, Comeback für Husten und Schnupfen. Ich werde dem Chef mal vorschlagen, die Umfrage nach gefühlt 15 Jahren doch mal abzuschaffen!

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Ohne Sie persönlich zu kennen, sind Sie eine lustige Type.