Sonntag, 13. Oktober 2013

Typen

Als Journalist,der und damit auch als Journalistin,die kommt man nicht umhin, mit jenen Menschen Kontakt zu haben, mit denen sonst keiner Kontakt haben möchte - mit Politikern. Wir alle wissen ja inzwischen, wohin das führt, wenn sich Journalistin,die auf bundespolitischer Ebene mit Männern wie Brüderle,der rumtreibt und rumschreibt.

Mit komischen Typen zu tun zu haben, bleibt auch im Lokalen nicht aus. Komisch im eigentlichen Sinne. Im Sinne von "durch eigenartige Wesenszüge belustigend, zum Lachen reizend" und "sonderbar, seltsam" - mitunter aber auch komisch im Sinne von "spaßig und witzig". Es ist ein bisschen so, als hätte man (speziell Journalistin,die) eine Reihe schlechter Dates und würde doch nicht schlauer - weil es berufsmäßig passiert. Es passieren einem Typen wie diese, es sind immer die Falschen:

- Gucker,der: Spricht er in kommunalpolitischen Gremien und wähnt sich, gerade einen klugen/daher zitierfähigen Satz getan zu haben, guckt er dich an - ob du es auch geschnallt und mitgeschrieben hast. Weil er eigentlich immer und ständig glaubt, kluge/daher zitierfähige Sätze von sich zu geben, guckt er dich auch ständig an. Er erzählt quasi ständig schlechte Witze und das beschissene Date will einfach nicht enden, weil du ihm noch nicht genug Applaus gespendet hast. Lösung: höflich nicken und auch mal lachen, notfalls das Lachen vortäuschen.

- Schleimer,der: Um zu kriegen, was er will (Text, Partei-PR, groß/großartig, schnell und viel), schleimt er dich voll. Mit Komplimenten jeder Art. Nur du bekommst nichts zurück. Eigentlich liest er die Zeitung überhaupt nicht. Das hast du schon gemerkt. Heiße Infos hat er auch keine für dich - er weiß ja nicht mal, was in der Zeitung steht. Es ist ein bisschen so, als würdest du deinen Freund nach deiner Augenfarbe fragen und der antwortet mit einem verzogenen Grinsen etwas wie "Dunkel!?" oder " ... äh ... dein Vater muss dich sehr lieben, wenn er für deine Augen die Sterne vom Himmel geholt hat". Gerne lobt er bei jeder sich bietenden Gelegenheit deine Texte, er will sagen "Ich höre dir zu, ich achte dich" - und dafür sollst du tun, was er will. Er ruft dich gerne an, um zu säuseln, wie witzig und talentiert du bist. Für einen guten Schleim nimmt er es mit der Wahrheit nicht so genau. Kommt es ganz schlimm, so nennt er dich "meine Große, Schöne, Blonde" - und du (groß, schön, brünett) fragst dich nur, was der Scheiß mit der Blondine bitte soll?

- Abschätziger,der: Er nimmt dich eh nicht ernst und lächelt dich nur milde an - immerhin ist er dir dank Masse und Größe körperlich weit voraus (sonst nicht). Er sagt auch mal Sätze wie "Aber das erkläre ich dann dem Herrn Müller" und meint damit deinen älteren und vermutlich schon auf Linie gebrachten Kollegen. Er redet mit dir, als wärst du intellektuell nicht ganz auf der Höhe und leitet dies gerne mit Floskeln wie "junge Frau" ein. Oder er sagt im Beisein deines älteren Kollegen Dinge wie "Darf ich deine hübsche Kollegin mal sprechen?" - sobald du aber anfängst, mehr als zwei Sätze an einem Stück zu reden, steigt sein "Intellekt" beim Zuhören aus, er glotzt dich nur noch an und sagt dann Dinge wie "Ihr Mann hat es bestimmt auch nicht leicht."

- Dealer,der: Info gegen Text. Der Deal funktioniert. In einem affärenartigen Tänzchen kannst du mit diesem Typen haben, was du willst und brauchst und das schnell und umkompliziert - aber nur, sofern es ihm auch was nützt und sich gegen die anderen im Haifischbecken der Politik richtet. Dafür hält er auch mal die Waage zwischen Schleimer und Gucker. Im Gegensatz zu den anderen Typen liest er nicht nur deine Texte, er kennt dich sogar ganz gut und gelegentlich interessiert er sich für deine Person,die abseits von Journalistin,die. Text gegen Info. Mehr nicht. Der Deal funktioniert - bestens, wenn du dir dessen immer bewusst bist.

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